Gießener Gelehrte

Heinrich Will (1812-1890)

Zu den Gründern des Klosters gehört Professor Dr. Heinrich Will, der Nachfolger von Justus von Liebig auf den Gießener Lehrstuhl für Chemie 1853 bis 1882, der 1835 von der Bergstraße nach Gießen kam. Die Ideen des von ihm frequentierten „Sonderbunds“ als liberaler Gruppierung insbesondere von Naturwissenschaftlern in den 1840er Jahren bewegten ihn auch in späteren Jahren. Er war seit 1849 verheiratet mit Caroline geb. Balser, Tochter des Mediziners A.W. Balser, zu dessen Ehre das heute noch bestehende Krankenhaus „Balsersche Stiftung“ gegründet wurde. Sein 1854 geborener Sohn Wilhelm Will (stud. chem., später Professor in Berlin und Direktor des königlichen Militärversuchsamtes in Spandau) wurde – mit tatkräftiger Unterstützung des Vaters – einer der sechs Begründer des Klosters im Winter 1872/73.
Zu Ehren der Chemikerfamilie Will hat der Urenkel Hans George Will (geb. 1933, Berlin), der auch zu den Sponsoren des Liebig-Museums in Gießen gehört, im Jahr 2001 die Will Foundation gegründet. Sie fördert Forschungen im Bereich Chemie und Pharmazie (life sciences), ganz im Sinn der Familientradition.

Otto Eger (1877-1949)

Geboren 1877, studierte Otto Eger in Gießen Rechtswissenschaften und trat im Sommersemester 1896 in Das Kloster ein, wo er im Wintersemester 1896/97 Klosterältester war. Die Heirat mit Margarete Zoeppritz, der Enkelin von Heinrich Will, festigte seine Bindung an Gießen, wohin er 1914 nach einer Zeit als Professor an der Universität Basel als Ordinarius für römisches und bürgerliches Recht zurückkehrte.
In der Not der Nachkriegsjahre gründete er 1921 den „Verein Gießener Studentenhilfe e.V.“ zur Versorgung der Studenten. Daraus entstand 1930 zum einen das heute nach ihm benannte Studentenhaus am Leihgesterner Weg, zum anderen war er maßgebend an der Konzeption der heute überall in Deutschland bestehenden Studentenwerke als selbstverwalteten Hilfsorganisationen der Studentenschaft an den Universitäten beteiligt.

Erwin Schliephake (1894-1995)

1912 rezipierte Das Kloster den Abiturienten E. Schliephake, u.a. Enkel von Heinrich Will und (angeheirateter) Neffe von Otto Eger. Nach Militärdienst und Promotion in Gießen 1921 habilitierte er sich 1928 in Jena und wurde einer der Begründer der Physikalischen Medizin, wozu er 1942 bis 1958 Professor an der Universität Würzburg war. Bereits 1952 übernahm er die Leitung des zu Ehren seines Ur-Urgroßvaters A.W. Balser gestifteten Krankenhauses und kehrte nach Gießen zurück. Die heute noch angewandte Kurzwellentherapie mit den „Schliephake-Elektroden“ geht auf seine Forschungen zurück.

(Redaktion: Dr. Konrad Schliephake, Würzburg)